Kurzbericht zum Workshop zu grenzüberschreitenden People-to-people-Projekten in Brüssel am 09.02.2017

Im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Europäischen Union stellen People-to-people-Projekte (P2P-Projekte), oft über sogenannte Kleinprojektefonds (KPF) unterstützt, eines der erfolgreichsten Werkzeuge dar. Es wurden in den letzten Jahren auf diese Weise Tausende kleine Projekte realisiert, die Menschen über Grenzen hinweg zu Begegnungen zusammen gebracht und vielfältige Impulse in Grenzregionen gesetzt haben.Dennoch gibt es immer wieder Stimmen, welche die P2P-Projekte und ihren Nutzen für Europa in Frage stellen. Einiger dieser Stimmen kommen auch aus der Europäischen Kommission. Mit einem Workshop für die Desk Officer der Kommission, die für die INTERREG-Programme zuständig sind, sollten einerseits die Wichtigkeit und die Erfolge der Kleinprojektefonds vermittelt und andererseits eine offene Diskussion über deren konkrete Ausgestaltung nach 2020 geführt werden. Der Workshop wurde von den Geschäftsführern der Euroregionen Elbe/Labe, Rüdiger Kubsch, und Pro Europa Viadrina, Toralf Schiwietz, in enger Abstimmung mit weiteren Euroregionen und der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen (AGEG) organisiert. Beim Workshop waren außerdem die Euroregion Neiße-Nisa-Nysa (CZ), die Euroregion Beskidy (PL) sowie die Region Žilina (SK) vertreten. Er fand am 09.02.2017 im Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Brüssel statt. Anwesend waren zehn Desk Officer der Europäischen Kommission sowie einzelne weitere Interessierte.
Nach einer kurzen Einführung in die Strukturen, Aufgaben und Arbeitsweise von Euroregionen stellte Toralf Schiwietz eine Vielzahl von P2P-Projekten aus unterschiedlichen Euroregionen blitzlichtartig vor, um die Vielfalt der Ansätze und Themen zu verdeutlichen. Er fasste diese unter den Schlagworten „Empowerment, Continuity and Creativity“ zusammen. Allen Projekten gemeinsam ist ihr hoher Beitrag zum Zusammenhalt in Europa. Danach erläuterte Rüdiger Kubsch detailliert die Förderung von P2P-Projekte über einen als INTERREG-Projekt organisierten Kleinprojektefonds beispielhaft an der Euroregion Elbe/Labe. Toralf Schiwietz stellte mögliche andere Modelle vor, die Präferenz der Euroregionen liegt jedoch bei einem Dachprojekt.
Die Vertreterinnen und Vertreter der EU-Kommission diskutierten sehr rege zu allen Themen. Insbesondere die Messbarkeit des Erfolgs von P2P-Projekten wurde intensiv hinterfragt. Indikatoren wie die Zahl von teilnehmenden Personen oder Institutionen werden dafür bisher meistens angesetzt, sind aber nur unzureichende Hilfsmittel. Ähnlich wie beim Erasmus-Programm, welches als zweiter großer Erfolg der EU neben INTERREG bezeichnet wurde, ist das Ergebnis solcher weichen Maßnahmen kaum messbar. Dies wird umso schwerer, wenn einzig der Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung zählt. Dennoch sollten Kenngrößen gesucht werden, mit denen sich der Erfolg von P2P-Projekte und ihr Effekt für die Grenzregionen abschätzen lässt.
Die Euroregionen machten deutlich, dass sie in der notwendigen kompletten Vorfinanzierung und dem bürokratischen Aufwand zwei Haupthindernisse für P2P-Projekte sehen. Diese und viele weitere Hinweise wurden mit Interesse aufgenommen. Es besteht die Hoffnung, dass sie bei der Vorbereitung der Programme für die Förderperiode nach 2020 berücksichtigt werden. Dafür sind mit Sicherheit noch weitere abgestimmte Aktivitäten vieler Euroregionen und der AGEG notwendig.

Rüdiger Kubsch, Kommunalgemeinschaft Euroregion Oberes Elbtal/Osterzgebirge e.V.