Wintersportverein Bad Freienwalde 1923 e.V. – eine deutsch-polnische Geschichte

Wintersport in Brandenburg? Für Viele erscheint das auf dem ersten Blick unmöglich, doch in Bad blickt er auf eine lange Tradition zurück.

Vor beinahe einem Jahrhundert, brachte der Wintersportverein Bad Freienwalde das Skispringen erstmals in unsere Region. Die verschiedenen Sportarten wie Rodeln, Eislaufen und Skilanglauf lockten bei den ersten „Märkischen Wintersportarten“ tausende Besucher an. Die größte Beliebtheit erfuhr allerdings das Skispringen auf der damals noch aus Schnee gebauten Sprungschanze. Bis Mitte der 1970er Jahre konnte sich das wintersportliche Treiben in Bad Freienwalde halten als es für längere Zeit zum Erliegen kam.

Erst im Jahr 2001 entschlossen sich wieder Engagierte die bestehenden Schanzenanlagen am Papengrund zu erhalten und auszubauen und somit dem Verein als Wintersportverein Bad Freienwalde 1923 e.V. ein neues Leben einzuhauchen. 21 Jahre später verfügt der Verein nun über 5 Skisprungschanzen und machte sich seit seiner Neugründung insbesondere aufgrund seiner exzellenten Kinder- und Jugendausbildung einen Namen. Als Talentschmiede des Skisports hatte der Verein in den über 20 Jahren seines Bestehens nicht nur viele deutsche Spitzensportler und Nachwuchsathleten, sondern auch viele internationale Gäste zu Besuch. Besonders die ausgezeichnete Kooperation mit polnischen Akteuren des Skisports und polnischen Kommunen ermöglicht fortlaufend die gemeinsame Ausübung sportlicher Aktivitäten in Bad Freienwalde. Dazu gehören internationale Trainingslager, gemeinsame Trainingsgruppen sowie die seit Jahren gemeinsam durchgeführten Wettkämpfe, wie die „Deutsch-polnischen Festtage des Wintersports.

Seit 2002 eine Kooperationsvereinbarung mit dem polnischen Skiverband, ebenso mit der Gemeinde Mieszkowice. Erst 2017 wurde für ein Projekt eine Kooperationsvereinbarung mit der Gemeinde Witnica beschlossen, indem der Bau eines Lifts in Bad Freienwalde, einer Trainingshalle in Kamień Wielki sowie der Aufbau einer deutsch-polnischen Trainingsgruppe gemeinsam umgesetzt wird.

Die Bedeutung der langjährigen internationalen Zusammenarbeit wurde erst vor Kurzem am 30. Oktober 2021 bei der Einweihung der Ausstellung „20 Jahre deutsch-polnische Zusammenarbeit“ vom Brandenburger Ministerpräsidenten Dr. Dietmar Woidke gewürdigt. Als Euroregion PRO EUROPA VIADRINA unterstützen wir mittlerweile beinahe jährlich die Finanzierung deutsch-polnischer Aktivitäten des Wintersportvereins und stellen dabei fest, dass der Verein in unserer Region, aber auch für die gesamte deutsch-polnischen Grenze einen Vorbildcharakter innehat und zum unerlässlichen „Brückenbauer“ und Treiber der deutsch-polnischen Integration geworden ist.

Interview mit Vereinspräsident Dieter Bosse zur Deutsch-Polnischen Partnerschaft: 

Eine Übersicht der geförderten Projekte: 

Als Euroregion PRO EUROPA VIADRINA Mittlere Oder e.V. fördern wir deutsch-Polnische Projekte aus dem Klein-Projekte-Fonds (KPF) in der Euroregion PRO EUROPA VIADRINA aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg V A Brandenburg-Polen 2014 – 2020.

Zu einem unserer wichtigsten Projektträger zählt der Wintersportverein Bad Freienwalde 1923 e.V.. Im Folgenden bieten wir einen Überblick über konkrete grenzübergreifende sportliche Aktivitäten, die im Rahmen unseres Klein-Projekte-Fonds in der Förderperiode 2014-2020 gefördert wurden:

„Deutsch-Polnische Festtage des Wintersports“

Jährlich veranstaltet der Verein mit polnischen Gemeinden, Vereinen und Schulen die Deutsch-Polnischen Festtage des Wintersports. Zu den Projektpartnern zählten in den vergangenen Jahren die Gesamtschule in Moryń, das Betreuungs- und Bildungszentrum in Chojna und die Gemeinde Witnica. Mehrere Tausend Besucher werden jährlich zu diesem dreitägigen Jahreshöhepunkt erwartet, dabei meist mehrere hundert aus Polen. Die Besucher haben an diesen Tagen die Möglichkeit sich im Skilanglauf, der Abfahrt mit Ski und Schlitten oder auch selbst im Skispringen zu probieren. Weitere feste Bestandteile sind die Kindergartenolympiade und das Wintersportfest für Kinder und Jugendliche aus Deutschland und Polen.

„Deutsch-Polnisches Sportforum mit Weltmeistern“

Während des Sportforums mit Weltmeistern im Jahr 2017 stand neben dem Internationalen Skisprungwettbewerb um den Pokal des Weltmeisters und Olympiasiegers Helmut Recknagel der Dialog mit polnischen und deutschen Skisportgrößen im Vordergrund. In einer Podiumsdiskussion diskutierten diese über die Bedeutung des Leistungssportes für Ihr Leben und über die Potenziale des Sportes zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Sportlern anderer Nationen. Das Sportforum wurde durch gemeinsame Kulturveranstaltungen und einer gemeinsamen Abschlussreise in den Reichstag Berlins ergänzt.

„Deutsch-Polnisches Frühlingsfest mit Spitzensportlern am Vorabend der Europawahlen“

Zum gemeinsamen Frühlingsfest 2019 sprangen deutsche und polnische Spitzensportler und Nachwuchstalente um den Pokal der Präsidenten des DSV und des Polnischen Skiverbandes sowie um den Pokal des Ministerpräsidenten Brandenburgs. Im Podiumsgespräch mit deutschen und polnischen Weltmeistern und Olympiasiegern wurde zudem über die Bedeutung des Leistungssportes und die Chancen zur Überwindung bestehender Grenzen diskutiert. Auf dem Fest hatten Gäste die Chance ein Autogramm von einem der Ehrengäste zu erhaschen und ein deutsch-polnisches Kulturprogramm zu erleben.

„Durch gemeinsames Training zu guten Freunden“

Ziel dieses Projektes aus dem Jahr 2020 war es, Kinder und Jugendliche aus der Grenzregion zu gewinnen, die gemeinsam Sport treiben. Mit 10 polnischen und 10 deutschen Kindern und Jugendlichen wurde eine Trainingsgruppe im Skispringen / Nordische Kombination in Bad Freienwalde aufgebaut. In dieser wurde gemeinsam trainiert, Wettkämpfe bestritten aber auch gemeinsam gespielt und in Trainingslagern die Kultur des Nachbarlandes kennengelernt. Durch regelmäßiges Training sollte die Gruppe auf Wettkämpfe vorbereitet und talentierte Sportler besonders gefördert werden. Parallel zum Training sollte auch die Aus- und Weiterbildung von Sportlehrern und Eltern zu Übungsleitern stattfinden. Aufgrund der pandemischen Lage 2020 konnte das Projekt nur in Teilen mit vielen Unterbrechungen umgesetzt werden.  

Erklärtes Ziel aller Projekte ist der Ausbau der bestehenden Beziehungen zu Schulen, Kindergärten und Sportvereinen in Polen und die Festigung bestehender Freundschaften in der Grenzregion. Auch die Talentsuche kann im Rahmen derartiger Veranstaltungen auf eine größere Region ausgeweitet werden mit dem Ziel gemeinsame Trainingsgruppen in den Sportarten Skisprung, Nordische Kombination, Skilanglauf und Biathlon aufzubauen. Letztendlich kann durch die breite Beteiligung der Öffentlichkeit das Interesse der Bevölkerung in Polen und Deutschland für den Wintersport geweckt werden.  Die grenzübergreifende Ausprägung gemeinsamer Interessen und Neigungen tragen somit wesentlich zum schnelleren Zusammenwachsen in Europa bei. 

Mit großer Freude blicken wir schon auf das nächste Projekt: Am 02. April sind Sie alle, ob aus Deutschland, Polen oder anderswo, herzlich zum 20. Märkischen Wintersporttag eingeladen! Zum 100. Vereinsjubiläum kommen dann die Jugendweltmeisterschaften nach Bad Freienwalde. Wir sind gespannt!

Impressionen aus den Projekten: