Neben Corona-Pandemie und Geflügelpest erfordert auch die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) besondere Fachkunde und die reibungslose Zusammenarbeit der vielen zuständigen Stellen auf diversen administrativen Ebenen, und im deutsch-polnischen Grenzgebiet auch grenzübergreifend. Vermittelt durch die Euroregion PRO EUROPA VIADRINA fand bereits am 02. September 2020 im Wojewodschaftsamt Lubuskie in Gorzów Wlkp. ein Erfahrungsaustausch der Experten der Wojewodschaft mit denen der Landkreise MOL, LOS und der Stadt Frankfurt (Oder) statt. Heute, gut 8 Monate später kamen sie erneut per Video-Konferenz zusammen, um Erfahrungen auszutauschen, Bilanz zu ziehen und künftige Schritte abzustimmen.
Frau Zofia Batorczak, Amtstierärztin der Wojewodschaft Lubuskie, und ihre Mitarbeiterin Frau Agata Bobrowska im Lebuser Wojewodschaftsamt gaben einen Überblick über die aktuelle Situation und die seit September 2020 getroffenen Maßnahmen auf polnischer Seite. Frau Diana Holland, Dezernentin für Tiergesundheit, Tierarzneimittel und Tierschutz des Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) des Landes Brandenburg führte analog zur Situation in den angrenzenden Landkreisen und kreisfreien Städten auf deutscher Seite aus. Auf beiden Seiten wird auf der Basis EU-weiter Vorgaben und wissenschaftlicher Erkenntnisse weitgehend einheitlich gegen die ASP vorgegangen. So wurde anhand äußerst geringer Fallzahlen in den südöstlichen Bereichen der Wojewodschaft deutlich, dass durch die ergriffenen Maßnahmen erste Erfolge sichtbar werden, auch dort die Suche anhaltend fortgesetzt wird. Auch die vollständige Zäunung entlang der polnischen Autobahn A2, die an den Abfahrten mittels Ärmel-Lösungen und regelmäßigem Wechsel der zur Vergrämung eingesetzten Duftmittel erfolgt, zeigt offenbar Wirkung. In der Diskussion hoben beide Seiten den positiven Effekt des gegenseitigen Informationsaustausches hervor, z.B. zu präventiven Maßnahmen auf beiden Seiten der Brücke Coschen. Herr Rainer Schinkel, Vorsitzender des Mittlere Oder e.V., des deutschen Trägervereins der Euroregion PRO EUROPA VIADRINA, und Beigeordneter im Landkreis Märkisch-Oderland, lenkte das Gespräch u.a. auf die auf beiden Seiten bedeutende Frage der Bestandserhebung der Wildschweinpopulation. Herr Claus Junghanns, Bürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder), brachte die grenzübergreifenden Auswirkungen von jagdlichen Entnahmemaßnahmen und den Informationsaustausch zu Erfahrungen bei den Maßnahmen zur Reduzierung des Bestandes in den gefährdeten Gebieten zur Sprache. Die Experten bestätigten ferner die auf beiden Seiten insb. für Landwirte und Jagd enormen Einschnitte, die durch die gewährten Entschädigungszahlungen nur zum Teil ausgeglichen werden können. Auf beiden Seiten gelten gleich hohe Ansprüche an die durch akkreditierte Labore erfolgende Untersuchung und anschließende Vermarktung des zertifiziert gesunden Fleisches von Haus- und Wildschweinen. Dennoch wirken sich das Export-Verbot und die einhergehende Skepsis massiv auf die Vermarktung und damit insb. auf die Landwirtschaft besonders negativ aus. Das diskutierte Themenfeld erstreckte sich im Weiteren auf eine Studie zum Verhalten zur Querung der Oder durch Wildschweine, den Erfolg des Einsatzes von Hunde-Suchstaffeln, den Einsatz von Fotofallen zum Monitoring der Migration von Wildschweinen, die Anbauempfehlungen für Landwirte, die Förderunschädlichkeit der Bewirtschaftungseinschränkungen im Hinblick auf die Agrarförderung, die Passierbarkeit der Zaunanlagen für sonstige Wildtiere, die Rücksichtnahme auf touristische und landwirtschaftliche Aspekte bei der Trassierung von Zäunen, die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit.
Einig sind sich die Experten beider Seiten auch darin, dass die Bekämpfung und Prävention noch lange anhalten und eine grenzübergreifende Zusammenarbeit erfordern wird. Sie kamen überein, den gegenseitigen Informationsfluss zwischen den verantwortlichen Stellen und Akteuren in den betroffenen Regionen aufrechtzuerhalten und auszubauen. Ein nächstes Experten-Treffen wurde für das III. Quartal 2021 ins Auge gefasst.
Die Pressemitteilung können Sie auch hier herunterladen.